Was macht man als international erfolgreichster Regisseur Spaniens, ...
wenn man für dutzende Filme ausgezeichnet wurde, zu großem Reichtum gekommen ist und tun und lassen kann was man will? Na sich mit seinem jahrelangen Schauspielkollegen zusammen setzen und Heroin ausprobieren! Denn das ist die einzige Droge, die der in die Jahre gekommene Salvador Mallo noch nicht kennt…
Pedro Almodóvar = Salvador Mallo
Wenn man genau hinsieht, dann erkennt man recht schnell, dass der Name des Protagonisten Salvador Mallo aus dem des bekannten Filmemachers Pedro Almodóvar zusammengebaut ist. Dieser ist der wohl bekannteste spanische Regisseur unserer Zeit und bekannt für zahlreiche Werke wie „Die Haut, in der ich wohne“ oder „Das Gesetz der Begierde“. Seine Filme sind deutlich als die seinen erkennbar und alle handeln irgendwie über die Liebe, über die Beziehung zwischen Mutter und Kind und eine offen ausgelebte, alles andere als religiös beeinflusste Sexualität.
Ein Filmemacher ist so etwas wie ein Künstler, welcher Gedanken, Traumata, Meinungen, eben Teile seines Selbst in seinen Werken verarbeitet und sich dadurch verewigt. Seine Werke haben alle etwas leicht Autobiographisches. Das ist eben Almodóvar wie er leibt und lebt. Diesmal ist es jedoch eine offensichtlichere Teilautobiographie, welche seine stilistischen Vorgehensweisen als Filmemacher, so wie einige tatsächliche Begebenheiten seines Lebens miteinander verstrickt. Er holt sich hierbei ein altbekanntes Team mit ins Boot, wobei kein Geringerer als Alberto Iglesias die Filmmusik komponiert hat.
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Antonio Banderas und Penelope Cruz stehen als Salvador Mallo und dessen Mutter vor der Kamera. Der Starbesetzung zu urteilen nach, kann man sich auf eine sehr gute schauspielerische Leistung vor allem von Banderas freuen, welcher in dieser zärtlichen Inszenierung der Ziellosigkeit allerdings verliert. Im guten Sinne.
Irgendwo zwischen Leid und Herrlichkeit
Worum geht es nun eigentlich in dem Film? Nun muss man erst einmal sagen, dass man hier eine Sammlung mehrerer Geschichten hat. Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart. Mallo ist Mitte / Ende fünfzig, erfolgreich und reich. Seine Wohnung gleicht einem Museum für postmoderne Möbelstücke. Hauptsache teuer, hauptsache bunt. Groß und stilvoll, so wie der Besitzer dieser Wohnung, allerdings mit dem Manko, dass er nach Fertigstellung eines neuen Filmes, nichts mit sich anzufangen weiß. Er besucht seinen alten Freund, den Schauspieler Alberto Crespo und bittet ihn um Heroin.
Dass man in der Branche ganz gerne herumexperimentiert, ist ja weitgehend bekannt. Jedes Mal, wenn die beiden nun zusammenkommen, was immer wieder amüsant zu beobachten ist, begleiten wir Mallo bei einem Trip, der seinen Geist bzw. seine Gedanken zurück in seine Kindheit wirft. Die erste Begierde trifft auf die Sucht In dieser Erzählebene kommt nun auch Mallos eigensinnige und ehrgeizige Mutter zur Sprache, zu der er ein sehr inniges Verhältnis hat. Sie ist das Sinnbild einer Mutter ihrer Zeit. Schön, stark und streng, wofür Cruz eine ideale Besetzung ist. Besonders in diesem Part sticht die wunderschöne Kulisse des Filmes heraus.
Jede Szenerie, besonders die Höhle, in die die Familie zieht, macht die Vergangenheit des Protagonisten zu einem Kunstwerk. Das Wohnzimmer, welches nur durch ein Loch in der Decke erhellt wird und ein schöner junger Maler, der sich mit Eimer und Schwamm die Farbe vom Leib wäscht. Jede Einstellung und jedes Bild ist ein kleines, in sich geschlossenes Gemälde, welches von einem weiteren, in der nächsten Sekunde übertroffen wird.
Dass es hier auch um seine Homosexualität geht ist offensichtlich. Mit dieser ist Almodóvar schon immer offen umgegangen. Von seiner ersten Begierde erzählt er in seinem Rausch. In einem, im Film inszenierten Theaterstück, erzählt er außerdem von seiner ersten großen Liebe. Auch diese, dargestellt als Kunst in Form des postmodernen darstellenden Spiels.
Fazit
Leid und Herrlichkeit ist der erfolgreiche Versuch eines Regisseurs auf mehreren Erzählebenen mittels verschiedener ausdrucksstarker Kunstformen Teile seiner Vergangenheit mit gewagter Fiktion zu vermischen. Wer ruhige Filme mag und diese auch zu schätzen weiß, für den lohnt sich ein Kinobesuch allemal. Auch für diejenigen, die Almodóvar nicht kennen.
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