Manchmal ist das Timing für einen Film wirklich gut. Als I.S.S. gedreht wurde, hatte Russland ...
... die Ukraine noch nicht überfallen, die Spannungen zwischen Amerikanern und Russen waren überschaubar. Jetzt, da der Film in die Kinos kommt, ist das anders, was die Geschichte an Bord der I.S.S. umso packender und aktueller macht.
Neu auf der Raumstation
Kira ist gerade erst auf der I.S.S angekommen. Sie ist eine von drei Amerikanern, die zusammen mit drei Russen arbeiten, aber beide Gruppen sind mit ihren eigenen Experimenten beschäftigt. Als dann klar wird, dass auf der Erde thermonukleare Bomben gezündet werden, gibt es einen letzten Funkkontakt mit der Bodenstation. Die Amerikaner werden instruiert, dass sei die I.S.S. um jeden Preis unter ihre Kontrolle bringen sollen. Sie ist jetzt, da es zum Krieg zwischen beiden Nationen kam, strategisch wichtig.
Die Astronauten hadern mit ihrem Befehlen, fragen sich aber auch, ob die Russen nicht denselben Befehl erhalten haben. Was, wenn sie zuerst angreifen?
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Erstaunlich aktuell
Als der Film gedreht wurde, gab es den Ukraine-Krieg noch nicht. Die Regisseurin fragte sich, ob ihr Film überhaupt noch ins Kino kommen würde: „Wir waren in der Nachbearbeitung, bevor der Krieg zwischen der Ukraine und Russland ausbrach. Es war sehr seltsam. Irgendwann fragte ich mich: Können wir diesen Film überhaupt herausbringen? Aber alles, was ich über die Menschen und das Schüren von Misstrauen sagen wollte, über die abstrakten Begriffe von Krieg und Nationalismus und wie man sie auf den Punkt bringt, damit wir sie klar sehen können, all das hat bei mir immer noch Resonanz gefunden. Es sind genau die richtigen Botschaften, über die wir im größeren Kontext von Krieg und Konflikt nachdenken müssen.“
Damit hat sie Recht. Tatsächlich lädt der reale Hintergrund den Film mit zusätzlicher Wirkmacht auf. Denn ohne diese realen Umstände wäre I.S.S. immer noch ein solider Weltraum-Thriller, aber auch nicht mehr. So jedoch ist er zu einem Film geworden, der sehr viel über die menschliche Natur zu sagen hat.
Der ewige Kampf
Technisch betrachtet ist der Film wirklich toll. Es ist schon mutig, einen Film zu drehen, in dem sich alle Figuren konstant in Schwerelosigkeit befinden. Mitunter ist das nicht immer überzeugend, mehrheitlich jedoch schon. Logistisch war das sicher ein Albtraum und für die Schauspieler, die in Harnischen steckten, auch eine körperliche Herausforderung.
Was I.S.S. jedoch nicht gänzlich gelingt, ist auszuspielen, wie die klaustrophobische Stimmung auf alle Beteiligten wirkt. Es stellt sich das Gefühl ein, dass der Film durchaus noch intensiver und schweißtreibender hätte geraten können. Und es gibt Szenen, die sind so, etwa, wenn der erste Astronaut von der gegnerischen Gruppe „erledigt“ wird.
Gut ist der Film darin, dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie klein sich der Mensch im Angesicht des Alls und der Erde fühlt, und wie dieses Gefühl dazu führt, dass die altbekannten Grenzen nicht mehr unbedingt gelten. Aber dann schlägt eben doch die Realität zu, das Nationalistische, das Kriegerische im Menschen, selbst in solchen, die keine Soldaten, sondern Wissenschaftler sind.
Es wirkt irrwitzig, dass auf der I.S.S. gekämpft wird, denn dies könnte der letzte Ort sein, an dem noch Leben herrscht, wenn man sich die brennende Oberfläche der Erde betrachten. Es ist absurd, im Angesicht der Auslöschung miteinander zu kämpfen, das Schlussbild verdeutlicht jedoch noch einmal, dass der Mensch wohl nie in der Lage sein wird, sich über sich selbst zu erheben. Nicht mal das Ende allen Seins reicht dafür aus.
Fazit
Gerade in jüngster Zeit war die I.S.S. häufig Kern-Element neuer Sci-Fi-Stoffe, so auch der amerikanischen, leider nach nur einer Staffel eingestellten Show CONSTELLATION und der deutschen Miniserie DAS SIGNAL. Bei diesem Film hier ist sie noch mehr zentraler Bestandteil, weil sie so etwas wie die letzte Wiege der Menschheit ist, nur dass dieser das eigentlich ganz egal ist …
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