In dieser Fortsetzung eines Metal Klassikers geht es direkt ins Zuhause des Metals: Wacken.
Der Trip dorthin geht jedoch eher heavy auf die Nerven…
Gefängnisausbruch und Geldnot
Die Mitglieder der Band „Impaled Rektum“ sitzen im Gefängnis und sind gezwungen ihre Metal Karriere durch Pop Auftritte zu ersetzen, um ihre Mithäftlinge bei guter Laune zu halten. Zudem erreicht sie die Nachricht, dass die Farm, auf der die Band startete, droht abgerissen zu werden.
Der Frontmann Turo (Johannes Holopainen) und seine Bandmitglieder Xytrax (Max Ovaska), Oula (Chike Ohanwe) und Lotvonen (Samuli Jaskio) brauchen einen Plan um an Geld zu kommen und die Farm damit zu retten. Der überraschende Besuch von Manager Maxwell Efraim Fisto (Anatole Taubman) bringt das passende Angebot mit sich: Ein Auftritt auf dem Festival Wacken. Blöd nur, dass die vier im Gefängnis sitzen…ein Gefängnisausbruch ist damit erst der Anfang einer langen Reise nach Wacken.
Die Fortsetzung eines Klassikers
Heavier Trip ist die Fortsetzung vom 2018 erschienenen „Heavy Trip“, ein Klassiker in der Metal Szene. Der vorige Teil konnte mit leicht trashigem Humor und seiner teils emotionalen Geschichte viele Anhänger für sich gewinnen. Die Fortsetzung wird also freudig erwartet und bringt frischen Wind in die doch eher kleine Sammlung an Filmen über das Metal Genre.
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Leider lässt jedoch schon die erste Szene nichts Gutes vermuten und überrascht durch seine Einfallslosigkeit. Es kommt die Vermutung auf, dass die folgenden 90 Minuten sehr unangenehm werden könnten und leider ändert dieser Eindruck sich im Laufe des Filmes nur begrenzt.
Alte Bekannte
Wacken ist als Location super gewählt und für viele Fans die Heimat des Metals. Wer selbst schon einmal dort war, freut sich auf jeden Fall den „Holy Ground“ auf großer Leinwand zu sehen. Auch die Musik kann dieses Mal wieder überzeugen, auch wenn sie zu einem großen Teil aus der Wiederholung des Songs aus dem ersten Teil besteht. Der Titel verspricht außerdem nicht zu viel, es ist tatsächlich genau wie zuvor wieder ein Trip durch die Welt des Metals und hier auch durch Europa.
Die Männer von „Impaled Rektum“ wiederzusehen, fühlt sich außerdem an wie alte Bekannte nach einigen Jahren wieder zu treffen…man freut sich erst, aber dann stellt sich heraus, dass diese so gar nicht mehr wie früher sind. Und somit sind auch schon alle positiven Punkte abgehakt.
Ein nerviges Schauspiel
Die schauspielerische Darstellung ist bei fast allen Charakteren absolut übertrieben, unangenehm und unsympathisch. Die Gefängnisangestellten und vor allem die Wärterin sind an Fremdscham und Nervigkeit nicht zu übertreffen, mal abgesehen davon, dass die Rollen generisch und vorhersehbar geschrieben sind.
Für mich konnte einzig und allein Max Ovaska mit seinem Charkter Xytrax etwas mehr überzeugen. Dieser hatte tatsächlich eine ansatzweise interessante Entwicklung und etwas Sympathisches an sich. Er trifft unter anderem auf die Band „Baby Metal“ und erzeugt damit die besten Szenen im Film.
Sharknado but make it Metal
Alle Szenen entfalten sich wie ein dummer Sketch, der von einem 13 Jährigen geschrieben wurde. Der Grad zwischen einem Witz, bei dem man sich als Metalhead wiederfindet, und dem sich über die Kultur lächerlich machen, fällt extrem schmal aus. Ersteres war im ersten Teil der Faktor, welcher überzeugte und der jetzt kaum mehr zu finden ist.
An einigen Stellen hatte man das Gefühl man schaut sich das Metal Äquivalent zu Sharknado an, denn alles ist so lächerlich, übertrieben und unrealistisch. Der Unterschied ist, dass Sharknado so schlecht ist, dass er wieder lustig ist. Heavier Trip ist einfach nur schlecht. Nebenbei gibt es noch eine mittelmäßige Story die meilenweit voraussehbar ist und ein dazu passendes enttäuschendes Ende.
Er hat seine Momente
Man muss dem Film anrechnen, dass es auch den ein oder anderen guten Witz gibt, welcher zum Schmunzeln anregt. Nach den vielen peinlichen Szenen davor, hat man aber aus Trotz keine Lust mehr über die guten Momente zu lachen oder sich emotional ansprechen zu lassen.
Je mehr man vom Film sieht, desto mehr gewöhnt man sich tatsächlich etwas an dem Humor und schraubt seine Erwartungen nach unten, daher schafft es der Mittelteil stellenweise doch das Interesse zu halten. Als die Hoffnung entsteht, es könnte noch bergauf gehen, geht es aber wieder rapide bergab.
Feuer und (eine schlecht animierte) Flamme
Inhaltlich ist man nach dem Trailer eigentlich auch schon gut abgedeckt, denn der zeigt tatsächlich so gut wie den kompletten Film im Kurzformat, außer, dass hier nicht zu erkennen ist, wie eigenartig der Humor ausfällt.
Die Effekte wirkten billig, überflüssig und hätten den Film mehr durch ihre Abwesenheit bereichert. So wird in mehreren Szenen Feuer eingebracht ohne den Hauch an Witzigkeit, Notwendigkeit oder Ästhetik. Zudem gibt es immer wieder Momente in denen unrealistische und übernatürliche Sachen passieren, die komplett absurd und deplatziert wirken und bei dem Versuch der Erzeugung von Humor komplett fehlschlagen.
Thrash Musik und Trash Filme
In der Metal Film Szene gibt es schon seit langem nur wenige und meist auch eher mittelmäßig bis schlechte Filmtitel. Heavy Trip war in der Sammlung einer der Filme der mit Herz und, wenn auch etwas trashigem Witz, hervorstach. Es gab einen Lachfaktor für Metalheads, die sich selbst oder ihre Freunde in den Klischees wiedererkennen. Wenn der Film auch kein Meisterwerk war, wurde er trotzdem zum Klassiker.
So sah ich den Film zum Beispiel dieses Jahr auf Wacken selbst und hatte dabei nicht das Gefühl von Fremdscham. Die Community akzeptiert den ersten Teil und kann sich mit ihm größtenteils identifizieren. Der zweite Teil tut deshalb besonders weh, weil er enttäuscht und die Hoffnung auf einen weiteren Metal Klassiker nicht erfüllen kann. So warten die Metalheads weiterhin auf einen wirklich guten Film, der die Musik und seine Anhänger würdig repräsentieren kann.
Fazit
Heavier Trip wird vielleicht den Humor von irgendwem treffen, aber von wem genau, bleibt offen. Was mit einer emotionalen und witzigen Geschichte begann, endet nun im Lächerlichen und wird alle Fans, die sich trotzdem ins Kino trauen, vermutlich enttäuschen. Der Film wird weder Wacken, noch dem Vorgänger oder der Metal Community gerecht. Ich, als Metalhead, hätte sehr gerne eine positive Kritik geschrieben, aber das gibt der Film einfach nicht her.
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