Mile 22 mischt kompromisslose Süd-Ost-Action mit ...
... altbekanntem US-Spionagethriller. Ob das gut geht?
Geheimnisse über Geheimnisse…
Wir steigen gleich von der ersten Minute in die Welt von „Ground Branch“ ein, einer super-geheimen Spezialeinheit unter der Leitung von Jimmy Silva (Wahlberg), einem hochkonzentrierten Agenten mit bewegter Vergangenheit. Silva und seine Crew (Cohan, Rousey, Alban) werden nach Südost-Asien gerufen, wo sie verschwundenes, radioaktives Material wiederbeschaffen sollen. Der Spezialeinheit steht „Overwatch“ zur Seite, ein High-Tech-Team, dass die Operation überwachen, anführen und unterstützen soll. Die Befehle bei „Overwatch“ gibt ein Mann, nur bekannt als „Bishop“ (Malkovich). Als der mysteriöse Li Noor (Uwais) auftaucht und Informationen über das verschwundene Caesium gegen Asyl in den USA anbietet, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit….
Soweit die Story. Es wird noch komplexer durch die Einmischung ein russisches Aufklärungsflugzeug und der lokalen Regierung. Ohne zu viel vorab zu verraten, nur so viel: Jede Seite hat etwas zu gewinnen und zu verlieren. Was und warum entfaltet sich nach und nach. Eigentlich alles, was einen guten Spionage-Film ausmacht: Internationale Intrige, die Bedrohung der Welt und jede Menge Geheimnisse. Aber…
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To be continued…
Leider ist hier auch schon der erste Minuspunkt: In den 95 Minuten Laufzeit werden sehr viel Handlungsstränge und Charaktere eingeführt, dass kaum Zeit bleibt zur Entwicklung der Charaktere oder des Plots. Zu linear ist die Handlung, zu flach die Charaktere, als dass man richtig hineingezogen wird. Die dürftigen Hintergrund-Infos zu den Protagonisten sind zu klischeehaft, Wahlberg ist der knurrende „Bad Cop“, Cohan ist die eiskalte Killerin und warmherzige Mutter in Scheidung. Nicht wirklich neu, daher auch nicht wirklich effektiv.
Fairerweise muss man sagen, dass „Mile 22“, wie von Regisseur Peter Berg angekündigt, als eine Trilogie angelegt ist. Somit kann man nur hoffen, dass in den kommenden Teilen dieser Schwachpunkt noch behoben wird und man mehr über die Hintergründe der Charaktere und deren Motive erfährt.
Aus Alt mach nicht Neu…
Aber „Mile 22“ ist ein reiner Actionfilm, daher ist auch mal die eine oder andere Schwäche im Plot zu verzeihen. Aber auch in Sachen „Action“ bleibt man mit gemischten Gefühlen beim Rollen der Credits zurück. Denn in diesem Streifen treffen die knallharten Martial-Arts-Choreographien des asiatischen Films auf Standard-Schusswechsel-und-Explosions-Popcorn-Kino der USA. Mark Wahlberg, ein Veteran im Genre, wirkt hier zu übertrieben, zu konstruiert, als dass man ihn als psychisch labilen Agenten mit dem Herz aus Gold ernst nehmen kann.
Typisch für US-Kino sind Wahlberg und seine amerikanischen Buddies überzeichnet, zu viele lockere Sprüche, zu viel Gefluche, zu wenig Tiefgang. Trauriger Höhepunkt ist die allseits bekannte Shootout-Szenerie mit einem der Bösewichte in einem Hausflur, wo die beiden Kontrahenten Kugeln und flotte Sprüche im Wechsel austauschen.
Asien statt USA…
Iwo Uwais und seine Kampfkunst sind hier der eigentliche Star des Films. Der Shooting-Star aus Indonesien begeisterte schon in der „The Raid“-Serie allein mit Händen und Füssen. Wo die Amerikaner lediglich laufen, schießen und Granaten werfen, überzeugt Uwais mit einem großen Repertoire an ultraschnellen Moves und hoher Kampfkunst, ganz ohne Waffen oder technischen Schnick-Schnack. Es geht aber auf beiden Seiten gleich heftig zur Sache: Der Bodycount ist hoch und in brutaler und blutiger Liebe zum Detail.
Fazit
Alles in allem ist „Mile 22“ ein weiterer interessanter Cross-Over zwischen östlichem und westlichem Kino und deren Eigenheiten. Allerdings gibt es kein wirkliches Zusammenspiel zwischen Handlung und Action-Sequenzen. Es wirkt fast wie bei Computerspielen: Die temporeichen Action-Sequenzen werden in den Zwischenpausen mit lahmer Story aufgefüllt. Einziger Lichtblick hier sind die kommenden Fortsetzungen, die hoffentlich für Verbesserung sorgen. Auch fiebert man nicht mit den Charakteren mit, es kommt keine wirkliche Chemie zwischen Held und Antiheld (und dem Rest der Besetzung) auf. Dass hat man schon besser erlebt in Actionkrachern wie „The Rock“ oder „16 Blocks“.
Wer auf die Mischung aus Ost-West-Cinema steht, wird hier ganz gut bedient. An ein Franchise á la „Mission Impossible“ reicht es (noch!) nicht ran, dazu bieten die Story, als auch die Action, zu viel bereits Gesehenes. Mal sehen, wie es weitergeht…
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