Drachenzähmen leicht gemacht - Kinostart: 12.06.2025

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Disney macht es bereits seit einigen Jahren vor und nun ziehen Dreamworks nach ...
 
... und präsentieren ihre eigene Live-Action-Version eines ihrer erfolgreichsten Animationsfilme …
 
Hör auf so zu sein wie Du
 
Die Handlung der 2025 live-action-Version von „Drachenzähmen leicht gemacht“ entspricht weitgehend der Handlung des wirklich hervorragenden Animationsfilms von 2010. Und so kommen wir auch schon zu einem der Hauptprobleme dieses neuen Films. In Abwandlung der letzten Worte eines berühmten Feldherren möchte man fast fragen, “Auch Du, Dreamworks?”.
 
Will man also auch bei Dreamsworks nicht verstehen, dass Handlungen, Gags, Looks und andere Elemente eines Unterhaltungsfilms, die in einem Animationsfilm durchaus funktionieren, in einem Realfilm vielleicht eine ganz andere Wirkung haben können?
 
Das beginnt bereits bei der Eröffnungssequenz, einem nächtlichen Angriff der Drachen auf das Wikingerdorf. Wenn Drachen aus der Dunkelheit auftauchen und weite Teile des Dorfes in Brand stecken, wirkte das 2010 im Animationsfilm bereits etwas heftig auf die jüngeren Filmfans. 15 Jahre später könnte das alles in der live-action-Version für Kinder im Grundschulalter deutlich zu viel werden. Auch passt der locker plaudernde Ton, in dem uns der Held Hicks die Handlung aus dem off erzählt einfach nicht dazu, wie er auf der Leinwand nur knapp einem furchtbaren Tod in den Flammen entgeht.
 
Und so geht es den ganzen Film munter weiter und man muss sich immer wieder wundern, ob Regisseur und Co-Autor Dean DeBlois nicht erkennen kann oder nicht erkennen will, wie vieles, das im Animationsfilm eine gewisse Wirkung erzeugt, im Realfilm eine ganz andere Wirkung erzeugen kann. Vielleicht fehlt Dean DeBlois die nötige Distanz, hat er doch auch die drei animierten Vorgängerfilme inszeniert und mitgeschrieben. Dem Publikum fällt es derweil schwer zu ignorieren, wie der arme Hicks vom gesamten Dorf aufs übelste gemobbt wird.
 
Selbst der eigene Vater sorgt dafür, dass Hicks der Gesprächsstoff in späteren Therapiesitzungen sicher nie ausgehen wird. Das alles mag sich witzig lesen, wenn ich es so dahinschreibe. Aber tatsächlich funktioniert dadurch irgendwann die Handlung nicht mehr richtig, wenn nämlich die jugendlichen Nachwuchsdrachenkämpfer plötzlich als Hicks beste Freunde und Kameraden wahrgenommen werden sollen. Gerade Kinder haben einen recht gut entwickelten Sinn für Recht und Unrecht. Und so mancher junge Filmfan wird Mühe haben, die jungen Krieger plötzlich als Helden zu akzeptieren, nachdem sie den größten Teil der Laufzeit des Films eine ziemlich unsympathische Bande von Mobbern waren.
 
Die kleineren unter den jungen Filmfans werden vom finalen Kampf überfordert werden. Dieser hat erinnert nämlich in seiner realistischen Gestaltung des überaus brutalen Geschehens eher an Kaijū-Filme wie „Pacific Rim“ oder zuletzt „Godzilla x Kong: The New Empire“ und kaum noch an den Animationsfilm von 2010. Wer sich „Drachenzähmen leicht gemacht“ tatsächlich mit sechsjährigen Filmfans ansieht, darf sich nicht wundern, wenn die darauffolgende Nacht nur wenig Schlaf bringt. Regisseur Dean DeBlois erweist den jüngeren Fans seiner Filme hier einen Bärendienst.
 
Und das ist schade, denn vieles an dem Film ist sehr hochwertig in Szene gesetzt. Wenn Hicks auf seinem neuen Freund, dem Drachen Ohnezahn reitet, ist das wunderschön anzusehen. Die beiden Helden fliegen gemeinsam durch atemberaubende Landschaften, die gleichzeitig fantastisch und doch immer real wirken. Das Dorf ergibt zwar geografisch keinen Sinn, wirkt aber durchaus belebt. Irgendwann fragt man sich, wie viele Schiffe die Wikinger eigentlich noch haben. Und nicht alle der vielen verschiedenen Drachen wirken gleichermaßen realistisch.
 
Überleg Dir, auf welcher Seite Du stehst
 
Bei der Gestaltung des wichtigsten Drachen, des Nachtschattens Ohnezahn, haben die Macher alles richtig gemacht. Der sieht einfach aus wie in den animierten Filmen, bloß eben noch hoch auflösender und damit extrem realistisch generiert. Die bisherigen Fans der Serie können zufrieden sein und neue Fans werden sich sofort für diesen liebenswerten Drachen begeistern.
 
Auch das Casting des menschlichen Helden war ein Volltreffer. Über Mason Thames war hier in der Rezension zu „The Black Phone“ folgendes zu lesen: „Ich habe diesen jungen Darsteller vorher weder auf der Leinwand noch auf dem Bildschirm gesehen und war zunächst verblüfft und dann begeistert. Thames zeigt eine Leistung, die an den jungen Brad Renfro in „Der Klient“ erinnert. Er spielt selbst schwierige Szenen so natürlich, man meint irgendwann, keinen Schauspieler in einem Film zu sehen, sondern einfach einen realen Teenager in seinem echten Leben zu beobachten.“
 
Mason Thames ist mittlerweile 17 Jahre alt und hat sich seit „The Black Phone“ noch weiter entwickelt. Was er aus der wirklich undankbaren Rolle des Hicks herausholt ist enorm. Regelmäßig spielt der junge Darsteller hier Schwergewichte wie Gerard Butler an die Wand. Ganz nebenbei ist Thames zu einem extrem attraktiven jungen Mann herangewachsen, der einen unbändigen Charm versprüht. Wenn er sich in den nächsten Jahren nur halbwegs geschickt anstellt und ein oder zwei gutgeschriebene Rollen in den richtigen Filmen ergattern kann, gibt es keinen Grund, warum Thames nicht ein Star der 2030er-Jahre werden sollte.
 
Der Rest der Besetzung kann leider nicht im gleichen Maß begeistern. Gerard Butler („Criminal Squad 2“) hatte bereits in den Animationsfilmen dem Wikinger-Häuptling seine Stimme geliehen. Nun reicht er auch noch seinen dazu passenden Körper nach und erinnert die älteren unter uns nun noch stärker als bisher an Wickies Vater Halvar aus der alten Fernsehserie. Der Brite Nick Frost („Fighting with my family“) spielt wieder mal eine der vielen haha-witzigen Nebenrollen, die er so oft spielt. Und die junge Nico Parker („Dumbo“) kann leider nicht gegen ihre ungeschickt geschriebene Rolle anspielen.
 
 
Fazit
 
Dreamworks konnten bei der ersten live-action-Version eines ihrer Animationsfilme die üblichen Fehler dieses Konzepts leider nicht vermeiden. So funktionieren manche Teile des Films einfach nicht richtig, andere Teile nicht wie gewohnt und wieder andere dafür sehr gut. Das ergibt in Summe einen passablen Film, der aber nie die Gesamtqualität des animierten Vorgängers erreicht.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Dean DeBlois
  • Drehbuch: Dean DeBlois
  • Besetzung: Mason Thames, Nico Parker