The Flash - Kinostart: 15.06.2023

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Endlich flasht es! Lange hat es gedauert, zahlreiche Anläufe waren nötig, doch ...
 
... nun ist er fertig: der erste Live-Action-Solofilm des DC-Comichelden The Flash. Ob das Ergebnis nach so vielen Entwicklungsphasen überzeugen kann?
 
„Spider-Man: Across the Spider-Verse“ lässt grüßen
 
Unter einem guten Stern stand der Versuch, den DC-Helden The Flash in einem Realfilm auf die Leinwand zu bringen, weiß Gott nicht. Bereits in den 1980er Jahren gab es erste Überlegungen. Doch immer wieder versackte das Projekt in der berühmt-berüchtigten Entwicklungshölle Hollywoods. Autoren und Regisseure kamen und gingen. Neue Ansätze wurden durchgespielt. Zufriedenstellende Ergebnisse ließen aber jedes Mal auf sich warten.
 
Erst mit der Verpflichtung des Horrorspezialisten Andy Muschietti („Es“ und „Es: Kapitel 2“) gelangte die Adaption in ruhigere Fahrwasser – und nahm tatsächlich Gestalt an. Unschöne Schlagzeilen machte der Film dann allerdings noch vor seiner Premiere wegen der Skandalakte von Flash-Gesicht Ezra Miller. Körperverletzung, Belästigung, Einbruch und Ruhestörung – ein kleiner Ausschnitt der Vorwürfe, die nach und nach an die Öffentlichkeit drangen. Noch vor der Bekanntgabe einer zur Bewährung ausgesetzten einjährigen Haftstrafe Anfang 2023 entschuldigte sich Miller öffentlich für die Fehltritte und gelobte Besserung.
 
Trotz aller Schwierigkeiten und Querelen erreicht „The Flash“ als einer der letzten Beiträge des alten DC Extended Universe (DCEU) vor dem Franchise-Reboot durch James Gunn und Peter Safran nun die Leinwände. Ein Blick auf den fertigen Film führt erst einmal zu einem Déjà-vu, entwirft er doch ein ganz ähnliches Szenario wie der am 1. Juni 2023 gestartete Animationsblockbuster „Spider-Man: Across the Spider-Verse“. Hier wie dort sind die Idee des Multiversums, zahlreicher nebeneinander existierender Realitäten, und die Rettung eines geliebten Menschen von zentraler Bedeutung.
 
Auch viele Jahre nach dem Mord an seiner Mutter Nora (Mirabel Verdú), für den sein Vater Henry (Ron Livingston) unschuldig in den Knast wanderte, leidet der eigenbrötlerische Forensiker Barry Allen (Ezra Miller) unter dem doppelten Verlust und hofft, seinen Dad mithilfe neuer Ansätze endlich aus dem Gefängnis holen zu können. Nebenbei greift er als The Flash dank seiner außergewöhnlichen Schnelligkeit regelmäßig den Superheldenkollegen aus der Justice League unter die Arme, fühlt sich dabei aber manchmal wie ein Handlager. Auch ein neuer Einsatz in Gotham City hält, so sieht es Allen zumindest, für Batman alias Bruce Wayne (Ben Affleck) mal wieder den aufregenderen Job bereit.
 
Back in time
 
Als Barry alias The Flash erkennt, dass er sich schneller als das Licht fortbewegen, dadurch in der Zeit zurückreisen und Geschehens womöglich ungeschehen machen kann, glaubt er, endlich die Lösung für sein Dilemma gefunden zu haben. Allerdings landet er in einer alternativen Realität. Seine Eltern leben dort zwar glücklich zusammen. Gemeinsam mit der 18-jährigen Version seiner Selbst (ebenfalls Ezra Miller) aus dieser Welt muss er jedoch plötzlich einen Großangriff des quicklebendigen „Man of Steel“-Schurken General Zod (Michael Shannon) verhindern. Dafür sucht Barry in der neuen Dimension, in der es keine Superhelden zu geben scheint, nach schlagkräftigen Verbündeten – und trifft schließlich einen zauseligen Bruce Wayne (Michael Keaton).
 
„The Flash“ ist ein Film der ständigen Aufs und Abs. Großartig unterhaltsame Ideen, beispielsweise Barrys irre Babyrettungsmission, stehen neben unausgegorenen Einfällen. Wunderbar griffige Actionsequenzen wie Batmans Verfolgungsjagd gleich am Anfang treffen auf exzessive CGI-Schlachten, die keineswegs immer grandios aussehen. Amüsante Gags, besonders solche, die die Unterschiede zwischen den Universen betonen, wechseln sich mit eher platten Scherzen ab.
 
 
Während der Titelheld und sein innerer Konflikt, der Wunsch, den Tod seiner Mutter zu verhindern, halbwegs überzeugend ausgearbeitet sind, entwickeln einige Nebenfiguren, etwa der penetrant aufgekratzte 18-jährige Barry oder Kara Zor-El alias Supergirl (Sasha Calle), zu wenig Eigenleben. Alt-Batman Michael Keaton darf ein paar launige Sprüche abfeuern, hätte aber auch einen etwas interessanteren Charakterbogen verdient gehabt. Welche Frage sich rückblickend außerdem stellt: Wäre es vielleicht cleverer gewesen, die Zeitreisethematik mit all ihren Fallstricken noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen? Die Bedrohung durch Zod wirkt jedenfalls ein wenig aufgepfropft und wirft keine besonders eindrucksvollen Konfrontationen ab.
 
Visuell feuert „The Flash“ aus allen Rohren, große Durchhänger gibt es nicht zu überstehen. Vor allem Comicfans werden mit zum Teil überraschenden Cameo-Auftritten belohnt. Davon, neue Maßstäbe im Superheldenkino zu setzen, ist das eine wenig verblüffende Botschaft transportierende Spektakel allerdings ein gutes Stück entfernt. Auf einen echten Kracher aus dem DC-Leinwandkosmos müssen wir wohl oder übel weiter warten.
 
 
Fazit
 
Superheldenkost aus dem gehobenen Mittelfeld: zackig inszeniert, bunt und verspielt, aber auch etwas arg CGI-lastig und nicht immer mit erzählerischer Wucht gesegnet.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Christopher Diekhaus
  • Regie: Andy Muschietti
  • Drehbuch: Jason Ballantine
  • Besetzung: Ezra Miller, Michael Keaton