Aus meiner Haut - Kinostart: 02.02.2023

Artikel bewerten
(7 Stimmen)
Studenten-Oscar® - Preisträger Alex Schaad wagt gemeinsam ...
 
... mit seinem Bruder, dem Schauspieler und Autor Dimitrij Schaad (DIE KÄNGURU CHRONIKEN), ein spannendes Gedankenspiel über die Verbindung von Körper und Geist. Etwas, dass zwar im Grunde nicht neu ist, aber noch nie filmisch so eindringlich umgesetzt wurde.
 
Switch for your Luck!
 
Die Geschichte des Films ist also simpel und schnell erzählt. Ein scheinbar glückliches Pärchen, Leyla (Mala Emde) und Tristan (Jonas Dassler), fährt auf eine Insel, um dort gemeinsam mit vielen anderen Interessenten und der Hilfe von Medien einen Bodytausch durchführen zu lassen. Eine Möglichkeit, die nicht in Frage gestellt wird. Sie besteht einfach und funktioniert. Für was das allerdings gut sein soll erfährt der Zuschauer zunächst nicht.
 
Erst gegen Ende des Films wird klar, welch tieferen Sinn das Ganze für das oder die Pärchen gehabt hat. Die Idee dazu hatte Schaad, der für seinen Film INVETATION OF TRUST 2016 den Studenten-Oscar erhalten hat, bereits im Jahr 2018. Allerdings war es für ihn gar nicht so einfach, daraus einen emotional mitreißenden Spielfilm mit einer Laufzeit von 104 Minuten, der außerdem einen intellektuellen Anspruch erfüllen soll, für das Kino umzusetzen. Denn die Produktion war, wie er bei der Premiere in München verkündet hat, kein einfaches Unterfangen.
 
Das Projekt drohte nämlich mehrere Male zu scheitern. Unter anderem an der Finanzierung, Probleme während der Produktion oder ein andermal am ursprünglichen Cast, der lt. seiner Aussage, plötzlich nicht mehr vorhanden war. Ein Glück, dass er neben vielen anderen Talenten mit Mala Emde als Leyla, Jonas Dassler als Tristan, Maryam Zaree als Fabienne, Edgar Selge als transsexuelles Medium Stella und Publikumsmagnet Dimitrij Schaad als Macho Mo einen herausragenden Ersatz gefunden hat, mit denen er seine Vision doch noch erfüllen konnte. Letzterer ist übrigens auch der Bruder des Regisseurs.
 
Inszeniert in Bildern, die an ein Theaterstück erinnern. Nah am Menschen und intensiv, wenn es um Gefühl und ausdrucksvolle Momente und Situationen geht. Dramaturgisch vermeidet der Film dabei weitgehend adrenalinfördernde Zuspitzungen, sondern entwickelt seine Intensität schleichend. Ein Ergebnis, das also keine leichte Kost geworden ist, sowie sich vom Massenkino abspaltet.
 
Klangschalentherapie
 
Neben der visuell eindringlichen Bildgestaltung, deren Soundtrack die hämmernden Klängen von Klangschalen sind, werden die Zuschauer:innen außerdem mit anspruchsvollen Dialogen konfrontiert. Zumindest zu einem großen Teil. Regisseur Alex Schaad hat nämlich auch Elemente eingebaut, die nicht nur Arthouse-Liebhaber ansprechen sollen. Womöglich, um seinen Film finanziert zu bekommen.
 
 
Deshalb dürfen Dimitrij Schaad mit Macho-Allüren und intimen Witzen, sowie die Schauspieler im allgemeinen Ereignisse ad absurdum führen, um die hypnotisch anmutenden Szenerien aufzulockern. Etwas, dass Schaad beispielsweise bereits in den KÄNGURUH CHRONIKEN auf eine ähnliche Weise praktiziert hat. Ob man dieses Vermischen von Genres gut findet oder nicht ist allerdings Geschmackssache.
 
Das Ensemble
 
Kommen wir deshalb nun zur Besetzung. Die Leistung des kompletten Ensembles ist hervorragend und auf einem schauspielerischen Niveau, welches man in der Form selten zu sehen bekommt.
 
Die Herausforderung, in mehrere Charaktere innerhalb eines Filmes zu schlüpfen, war vor allem für die Hauptdarsteller Mala Emde, Jonas Dassler, Dimitrij Schaad, sowie Maryam Zaree ganz sicher nicht einfach. Im Ergebnis zeigt sich allerdings, dass sich die lange, intensive Produktionszeit, sowie die Wahl dieses Casts gelohnt hat. Der diesen Film zu einem künstlerisch wertvollen Werk macht.
 
Freuen darf man sich dabei auch auf Kino-Newcomer und Theater-Schauspieler Thomas Wodianka, sowie Edgar Selge, die mit ihrem feinen Spiel im Einklang mit den Klangschalen die Geschichte tragen und rund machen.
 
 
Fazit
 
Mit AUS MEINER HAUT ist Alex Schaad ein Film gelungen, der uns nachdenklich macht. Über das was uns ausmacht, emotionale, sowie gesellschaftliche Grenzen, wer wir sind und womöglich sein wollen, um glücklich zu sein. Und das in einer fast schon unheimlichen Intensität. Aber filmisch gesehen ein Meisterwerk geworden ist. Deshalb hat es der Film wohl auch in den Vorentscheid zum deutschen Filmpreis 2023 geschafft.
 
 
Unterstütze CinePreview.DE:
                                                                                                                                        
 
 

Ähnliche Kritiken

Flatliners
Flatliners Dass „Flatliners“ in den USA der Presse vor dem Kinostart Ende September ...   ... nicht gezeigt wurde, um schlechte Rezensionen zu verhindern, ließ bereits Schlimmeres befürchten. Hierzulande durften Journalisten das von Niels Arden Oplev (&bdquo...
Tides - Kinostart: 26.08.2021
Tides - Kinostart: 26.08.2021 Tim Fehlbaum, der 2011 mit „Hell“ im deutschsprachigen Kino eher ungewohnte ...   ... Endzeitgefilde betrat, konfrontiert das Publikum im Science-Fiction-Thriller „Tides“ erneut mit einer lebensfeindlichen Welt.   Zurück auf die Erde   Nich...
Ready Player One - Kinostart: 05.04.2018
Ready Player One - Kinostart: 05.04.2018 Steven Spielberg präsentiert uns einen Film über Teenager im Jahr 2045 ...   ... für Teenager im Jahr 2018 und füllt ihn mit Zitaten aus den 1980er-Jahren. Das funktioniert. Das funktioniert sogar sehr gut. Das funktioniert aber nur weil die Zuseher m...
The Creator - Kinostart: 28.09.2023
The Creator - Kinostart: 28.09.2023 Alle Welt, auch Hollywood, diskutiert über KI, und Gareth Edwards legt ...   ... einen Film zum Thema vor, der erstaunlich verhalten beworben wurde. Sehen lassen kann sich „The Creator“ trotzdem.   Robotermädchen als Superwaffe   Irgendwie seltsam: Selbst ...

Weitere Informationen

  • Autor:in: Max Wrede
  • Regie: Alex Schaad
  • Drehbuch: Dimitrij Schaad
  • Besetzung: Jonas Dassler, Mala Emde