Nach „A Quiet Place“ und „A Quiet Place 2“, seinen erfolgreichen Ausflügen ...
... ins Endzeitkino, legt Schauspieler John Krasinski mit seiner fünften Spielfilmregiearbeit „IF: Imaginäre Freunde“ eine verspielte Familientragikomödie vor.
Imaginäre Freunde auf Abstellgleis
Glaubte man früher, dass imaginäre Freunde bei Kindern böse Vorboten seien, hat sich in der Wissenschaft längst eine andere Sichtweise durchgesetzt. Ausgedachte Tröster und Wegbereiter sind vielmehr wichtige Stützen, können helfen, mit Ängsten, Problemen und größeren Entwicklungsschritten umzugehen. Die Fantasie als unterstützende Kraft auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Im Kino haben die unsichtbaren Vertrauten dennoch häufig einen zwielichtigen Ruf, tauchen vor allem in Thrillern oder Horrorgeschichten auf. In seinem neuen Film spielt John Krasinski zwar kurz mit diesem Umstand, bewegt sich dann aber schnell und entschieden in eine andere Richtung.
Mittelpunkt der Handlung ist die zwölfjährige Bea (Cailey Fleming). Als ihr Vater (verkörpert vom Regisseur) wegen einer Operation am Herzen ins Krankenhaus kommt, fürchtet sie, nach ihrer früh verstorbenen Mutter (Catharine Daddario) erneut einen geliebten Menschen zu verlieren. Um seiner Tochter die Sorge zu nehmen, versucht ihr Dad, den Eingriff mit Späßen abzutun.
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Für die Zeit, die er in der Klinik verbringen muss, wohnt Bea bei ihrer Oma (Fiona Shaw), die einen geheimnisvollen Nachbarn hat. Cal (Ryan Reynolds) umgibt sich mit lauter schrägen Geschöpfen, bei denen es sich um die ausrangierten imaginären Freunde von Leuten handelt, die inzwischen erwachsen geworden sind. Zu ihrer eigenen Verwunderung kann Bea die eigentlich unsichtbaren Wesen sehen, denen Cal helfen möchte, neue Kinder zu finden. Kurzerhand tritt das aufgeweckte Mädchen seiner Vermittlungsagentur für verlasssene IFs (Kurzform von imaginäre Freunde) bei und lernt schon bald auch etwas über sich selbst.
Fehlender erzählerischer Mut
Das von Krasinski verfasste Drehbuch hat einen ebenso spannenden wie griffigen Ausgangspunkt. Die Angst vor dem Tod, Trauer und Schmerz sind Themen, die wir jungen Menschen oft nicht zumuten wollen, die aber doch zum Leben dazugehören. Diese Aspekte mit der heilenden Wirkung unserer Vorstellungskraft zu verbinden, ist ein schöner Gedanke, den der Film allerdings in typischer Hollywood-Manier ausarbeitet.
Gerade die Krankengeschichte um Beas Vater wirkt hinten raus zu gehetzt und formelhaft, um ernsthaft zu berühren. Überhaupt wären im Umgang mit den dramatischen Elementen mehr Mut und Einfallsreichtum wünschenswert gewesen. Eine emotionale Wucht und eine erzählerische Komplexität, wie sie etwa das thematisch verwandte Fantasy-Märchen „Sieben Minuten nach Mitternacht“ entfaltet, kommt hier leider nicht zum Tragen.
Kurzweiliges Familienentertainment hingegen liefert „IF: Imaginäre Freunde“ sehr wohl. Ryan Reynolds spielt seinen üblichen Charme aus, drängt Cailey Fleming damit aber nie an den Rand. Auch wenn der Film kein gigantisches Witzfeuerwerk abbrennt, gibt es immer wieder Dinge, über die man mindestens schmunzeln kann. Amüsant sind vor allem einige der animierten imaginären Freunde, deren Interaktion mit den realen Darstellern und Schauplätzen überzeugt.
Ins Herz schließt man besonders die riesige, lilafarbene Plüschgestalt Blue, die so flauschig wirkt, dass man sich jedes Mal in ihre Arme schmeißen möchte. In der englischen Originalversion geben sich übrigens diverse Stars, darunter Steve Carell, Krasinskis Ehefrau Emily Blunt, Matt Damon, Sam Rockwell und Bradley Cooper, als Sprecher die Klinke in die Hand. Mit Rick Kavanian, Christiane Paul und Lina Larissa Strahl sind manche Rollen auch hierzulande prominent besetzt.
Einen Hauch Magie bekommt „IF: Imaginäre Freunde“ dadurch, dass sich viele Szenen in und rund um einen maroden Vergnügungspark auf der New Yorker Halbinsel Coney Island abspielen. Wenn wir die Welt der Erinnerungen betreten, die für die Geschichte von Bedeutung ist, macht sich in den hübsch arrangierten, farbenfrohen Bildern regelmäßig Nostalgie breit. Zuweilen wähnt man sich in einem Wunderland, an dem es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt.
Fazit
John Krasinskis Ode an die Fantasie ist inhaltlich zu zaghaft und zu schematisch, optisch dafür aber ansprechend und versprüht stellenweise einen gewissen Zauber.
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