„Der allmächtige Gott hat die Rassen weiß, schwarz, gelb, malaiisch und rot erschaffen. Er hat sie auf ...
... verschiedenen Kontinenten angesiedelt. Und gäbe es keine Einmischung in sein Werk, gäbe es auch keinen Grund für solche Ehen. Die Tatsache, dass er die Rassen getrennt hat, zeigt auch, dass er nicht beabsichtigte, dass sie sich vermischen.“ – Das ist die Urteilsbegründung, mit der die Ehe zwischen einem Weißen und einer Farbigen verboten wurde. Und es ist der Ausgangspunkt für einen wichtigen Prozess in den USA, der einen großen Schritt für die Bürgerrechtsbewegung darstellte.
Liebe überwindet alles
Richard (Joel Edgerton) und Mildred (Ruth Nigga) lieben einander. Als sie schwanger wird, bittet er sie um ihre Hand. Die Hochzeitszeremonie wird aber nicht in ihrer Heimatstadt durchgeführt, denn in dem US-Bundesstaat Virginia sind Ehen zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Rassen verboten. Richard und Mildred werden schließlich auch verhaftet. Man bietet ihnen einen Deal an: Wenn sie sich schuldig bekennen, dann wird man sie nur zu einem Jahr Haft verurteilen, deren Vollstreckung aber ausgesetzt wird. Allerdings müssen beide den Staat verlassen und dürfen in den nächsten 25 Jahren nur getrennt Besuche in der Heimat absolvieren.
Das Paar lässt sich darauf ein, findet dann aber couragierte Anwälte, die bereit sind, gegen dieses unmenschliche Urteil vorzugehen – und das bis zum obersten Gerichtshof der USA.
Eine wahre Geschichte
Es ist heutzutage kaum zu fassen, dass es nicht nur die Rassentrennung, sondern auch ein Verbot für gemischtrassige Ehen gab – und das vor noch gar nicht allzu langer Zeit. Man ist insofern weit gekommen, aber dennoch ist das eine andere Zeit gewesen, die man sich kaum noch vorzustellen vermag. „Loving“ ist eine wahre Geschichte über Liebende, die gegen ein ganzes System angehen mussten. Das klingt heroischer, als es ist, was auch daran liegt, dass es der Film versteht, die Gefühlswelt der beiden, aber auch ihre Angst greifbar zu machen.
Dabei profitiert „Loving“ vom subtilen Spiel der beiden Hauptdarsteller. Aber es ist nicht nur das, wieso diese Geschichte direkt ins Herz des Zuschauers trifft. Es liegt auch daran, dass hier eine erstaunlich unaufgeregte Erzählweise gewählt wurde. Kleine Momente erhalten so Bedeutung, weil die Geschichte nie marktschreierisch verkauft wird, sondern mit Blick fürs Detail ihre Wirkung entfalten kann.
Regisseur Jeff Nichols hat hier den richtigen Ansatz gewählt, weil es ihm so möglich ist, eine noch mächtigere Geschichte zu erzählen. Es wäre ein Leichtes gewesen, auf den gerechten Furor zu setzen, aber stattdessen ist „Loving“ still und leise.
Authentisch
Die Inszenierung ist wohlfeil. Man betrachtet die Bilder gerne, weil sie einen Süden zeigen, der von immenser Schönheit ist – auch wenn die Bigotterie viel davon kaputtmacht. Darüber hinaus gibt es eine tolle musikalische Untermalung mit zeitgenössischen Songs, die jedoch abseits der üblichen Konventionen eingesetzt sind und nicht auf Wiedererkennung setzen, sondern passend eingearbeitet sind. Gedreht wurde in der Stadt, in der der Großteil der Handlung auch spielt.
Das sorgt für zusätzlichen Realismus, aus dem sich auch speist, dass „Loving“ sehr real und wahrhaftig erscheint. So und nicht anders muss man wahre Geschichten umsetzen, um mit Zurückhaltung größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Fazit
„Loving“ basiert auf einer wahren Geschichte, die hier aber nicht ausgeschlachtet, sondern mit Liebe zum Detail, vor allem aber auch subtiler Zurückhaltung erzählt wird. Das gilt für die Inszenierung, aber auch für die Darstellung der beiden Protagonisten.
Damit einher geht eine strahlende Wirkung, die dadurch weit intensiver wird. Dies ist ein stiller, sehr schöner Film, der sich gar nicht so sehr auf den Prozess konzentriert, der ein Unrechtsgesetz ausgehebelt hat, sondern mehr zeigt, wie zwei Menschen allen Widrigkeiten zum Trotz nur eines wollen: friedlich zusammen alt werden.
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