Safari - Match Me If You Can - Kinostart: 30.08.2018

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„Frauen und Männer passen eigentlich nicht zusammen“ wusste bereits Loriot.
 
Ähnliche Lehren zieht der neue Film von Rudi Gaul. Darin erleben verschiedene user einer Dating-App diverse (Sex-)Abenteuer. Manchen davon sind sogar unterhaltsam …
 
Bock auf ein After-Sex-Selfie?
 
Regisseur Rudi Gaul (dessen bisherige zwei Spielfilme „Das Hotelzimmer“ und das „Zimmer im Spiegel“ keine großen Eindrücke hinterlassen haben) orientiert sich in seinem neuen Film nach eigenem Drehbuch Film an einem bekannten Vorbild. Wie in Arthur Schnitzlers „Reigen“ wechseln sich die Protagonisten ab und zeigen uns ihre unterschiedlichen Geschichten. Daher sehen wir hier nicht einen großen, sondern mehrere kleine Filme, deren Qualität leider sehr unterschiedlich ausfällt. Sehen wir Sie uns der Reihe nach an:
 
Der Pilot von der MVG
 
Justus von Dohnányi spielt Harry, der als Pilot junge Frauen im Hotelzimmern beglückt. Kaum den Fängen der Beischlafpartnerin entkommen, nimmt er die falschen Luftfahrtinsignien ab und zeigt sich in der Uniform eines Straßenbahnfahrers der MVG. Seine Geschichte entstammt einer dieser Verwechslungskomödien, die Opa in den 60ern „spritzig“ und „frivol“ fand. Entsprechend altbacken und vorhersehbar wirkt das Ganze heute. Von Dohnányis Darstellung vermag der müden Figur auch kein Leben einzuhauchen.
 
Voll die Süsse …
 
Die junge Elisa Schlott spielt die Youtuberin Lara. Ihre Geschichte hätte sehr viel interessanter ausfallen können, wenn sie jemand geschrieben hätte, der mehr Ahnung von der Welt der „Influencer“ hat. So fällt die dramatische Entwicklung leider lächerlich aus. Es hilft auch nicht, wenn der Film Laras Geschichte gerade dann aus den Augen verliert, als sie interessant hätte werden können. Schade ist das auch für Elisa Schlott, die ihre Rolle ernsthaft spielt, wo andere Schauspielerinnen vielleicht eine Karikatur abgeliefert hätten.
 
Mama weiß endlich, was sie will
 
Juliane Köhler (bekannt u.a. als Eva Braun in „Der Untergang“) spielt Mona, die mit 48 Jahren beschließt, mal einfach zu machen, was ihr Spaß macht. Nicht nur ihre Geschichte, sondern auch Köhlers Darstellung hätten einen eigenen Film verdient. Die Dialoge und wie Köhler sie serviert entstammen einem anderen, viel bessern Film. Wenn das verwöhnte Töchterlein ungläubig fragt, „Mama, wie siehst Du denn aus?“ zeigt Frau Köhler mit Ihrer Antwort „Kennen wir uns?“ ganz feines Gespür für Comedy-Timing.
 
 
Ein Akt-verlängerndes-Präservativ
 
Max Mauff („Absurdistan“) spielt David. David ist ein junger Kerl mit einem Problem. Sonst erfahren wir nicht viel von ihm. Vermutlich lautete sogar die Rollenbeschreibung „junger Kerl mit Problem“. Er ist nur im Film damit wir über seinen sexuellen Defekt lachen können. Der Defekt ist aber nicht besonders witzig. Und die Art wie David sein Problem zu lösen versucht, ist noch weniger witzig.
 
Der Hund und die Bratwurst
 
Sunnyi Melles spielt die Therapeutin Aurelie. Wenn Julianne Köhlers Rolle und ihre Darstellung wie aus einem sehr viel besseren Film wirken, so wirken Melles‘ Rolle und vor allem ihre Darstellung wie aus der Klamottenkiste. Eine Therapeutin mit lächerlichem französischen Akzent, die ihrem jungen Patienten eine Beziehung zu einer älteren Frau empfiehlt und dabei spricht, als müsse sie einen Porno synchronisieren. Und die den eigenen Ehemann auffordert, einer Fremden ein Kind zu machen. Wo gibt es denn sowas heute noch? Und was trägt Frau Melles da in ihrer großen Szene eigentlich? „Reizwäsche“ kann man das nicht nennen. Es sei denn, man meint den Brechreiz.
 
Hast Du sowas schon öfter gemacht?
 
Sebastian Bezzel (bekannt als Franz Eberhofer aus viel zu vielen Rita Falk-Verfilmungen) ist Bayer. Und weil der Film in München spielt, braucht man eben auch einen Bayern in der Besetzung. Der derf oba net boarisch redn, weil der Film ja im ganzen deutschen Sprachraum laufen soll. Und so werden Fans dieses Schauspielers wohl enttäuscht. Alle anderen Kinofans werden enttäuscht, weil die Geschichte um einen alleinerziehenden Vater in sexuellen und finanziellen Nöten großes Potential gehabt hätte, das Rudi Gaul aber irgendwie nicht nutzen konnte oder wollte. Lifes Geschichte erfährt dann auch die dümmste Auflösung von allen.
 
 
Blockaden im Kronenchakra
 
Friederike Kempter hat u.a. in „Jürgen – Heute wird gelebt“ gezeigt, was sie als dramatische Schauspielerin und Komödiantin zu leisten vermag. Ihr Talent wird weitgehend verschwendet, wenn sie als Fanny keine Frau spielt, sondern ein Bündel Frauen-Klischees.
 
Meine kleinen Räuber …
 
Der noch ziemlich unbekannte Patrick Abozen spielt den Klischee-Macho gar nicht schlecht. Und er sorgt vor allem dafür, dass auf der Leinwand ebenso viel männliche wie weibliche nackte Haut zu sehen ist. Trotzdem ist es ein bisschen schade, wenn im Jahre 2018 noch immer Männer in Frauenkleidern für Lacher sorgen müssen.
 
 
Fazit
 
Wie bei einer echten Safari muss man auch hier sehr viel ödes Brachland sehen, ehe man ein oder zwei wirklich aufregende Tiere zu sehen bekommt. Regisseur und Autor Rudi Gaul schießt einfach zu oft daneben und trifft nur selten ins Schwarze.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Rudi Gaul
  • Drehbuch: Rudi Gaul
  • Besetzung: Sebastian Bezzel, Sunnyi Melles