Predator: Killer of Killers - Disney+-Start: 06.06.2025

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Ein animiertes Spin-Off eines bald 40 Jahre alten live-action-Franchise …?
 
Okay, von mir aus. Aber taugt es etwas?
 
Let’s go hunting (SPOILERS!)
 
Soll ich mich wieder mal über Remakes, Prequels, Sequels, In-between-quels und Spin-Offs auslassen? Soll ich wieder über live-action-Versionen von Animationsfilmen oder animierte Versionen von live-action-Filmen schreiben? Soll ich erklären, warum „Predator: Killer of Killers” nicht einfach ein animiertes Spin-Off sondern tatsächlich ein animiertes In-between-quel ist? Ach was, ich nehme die Spannung raus: in der letzten Szene sehen wir, dass ein großer Teil des Films wohl zeitlich nach dem Prequel „Prey“ aber doch wohl vor allen oder den meisten anderen Filmen der „Predator“-Reihe spielt.
 
Obwohl das alles eigentlich schwer zu bestimmen ist, weil die Handlung von „Predator: Killer of Killers” nur dann Sinn ergeben könnte, wenn die „Yautja“ zusätzlichen zum interstellaren Raum auch durch die Zeit reisen können (übrigens, ich wusste, diese Wesen nennen sich selbst nicht „Predators“, aber „Yautja“ musste ich nachlesen). Der neue Film ist auch noch aus anderen Gründen verwirrend. Im unterschätzten „Predator 2“ von 1990 wurde uns gezeigt, wie cool die „Yautja“ damit umgehen, wenn mal einer von ihnen die Jagd verliert. In diesem neuen Film kommen die „Predators“ allerdings als ziemlich nachtragende Pedanten rüber, die einen ziemlichen Aufwand betreiben, um Menschen einzufangen, die mal einen Kampf gegen einen der ihren gewonnen haben.
 
Ich bin verwirrt und sollte es nicht sein. Denn animierte Versionen von Erfolgsfilmen oder -serien, die dem Ursprungsmaterial widersprechen, sind überhaupt nichts Neues. Bereits 1978 in „The Faithfull Wookie“, dem animierten Teil des „Star Wars Holiday Special“, ritt Bobba Fett auf dem Ungeheuer von Loch Ness, bevor er mit Chewbacca ein Mittel gegen die Schlafkrankheit suchte, von der Luke und Han befallen waren und nein, das alles habe ich mir nicht ausgedacht. Ebenso wenig wie die Animationsserie „Rambo: The Force of Freedom“ aus den 80er-Jahren, die für Kinder gedacht war und in der Rambo gar keine vom Vietnamkrieg traumatisierte Killermaschine mehr war, sondern eine Art „G.I. Joe“. Soweit ich mich erinnere, wurde außer dem Look der Hauptfigur tatsächlich rein gar nichts aus den Filmen übernommen.
 
Ich könnte noch weitere Beispiele aufzählen. Ich erinnere mich an Animationsserien für Kinder basierend auf für Kinder komplett ungeeigneten Filmen wie „Robocop“, „Highlander“ oder „The Toxic Avenger“. Aber um ein Langes kurz zu machen und schön langsam wieder zum Gegenstand dieser Rezension zurückzukehren: so schlimm wie diese Beispiele ist „Predator: Killer of Killers“ sicher nicht. Und der Film entfernt sich auch nicht ganz so weit vom Ursprungsmaterial.
 
Das haben wir vermutlich Dan Trachtenberg zu verdanken, der u.a. als Co-Regisseur und Co-Produzent an „Predator: Killer of Killers” mitgearbeitet hat. Trachtenberg hat nach seinem Erstling, dem zu Unrecht recht unbekannten „10 Cloverfield Lane“, vor einigen Jahren „Prey“, das erwähnte Prequel zur „Predator“-Reihe gedreht. „Prey“ war ein handwerklich gut gemachter Film, der dem Franchise aber außer dem Setting der Prärien im frühen 18. Jahrhundert und der Protagonistin, einer jungen Comanchin, nicht viel Eigenes hinzuzufügen wusste.
 
Trachtenberg und sein Team bedienen sich auch für ihren Animationsfilm des Rezepts des Vorgängers. Diesmal haben wir drei verschiedene Episoden, die in unterschiedlichen historischen Settings spielen und im Finale des Films miteinander verbunden werden. In der ersten Episode, sucht eine Wikingerkriegerin Rache für ihren Vater. Die zweite Episode beschreibt einen blutigen Bruderzwist im feudalen Japan. Und der Held der dritten Episode ist ein junger Mechaniker auf einem Flugzeugträger im zweiten Weltkrieg.
 
We must fight together!
 
Die Stories bestehen aus den üblichen, zu erwartenden Klischees. Die Autoren hatten offensichtlich weder Ahnung von, noch Interesse an den tatsächlichen Gegebenheiten der jeweiligen Epochen und haben daher das verwurstet, was sie selbst in mittelmäßigen Filmen über Wikinger, Samurais und Marineflieger gesehen haben. Wikinger müssen morden oder ermordet werden. Japanische Schwerter erzeugen sogar Geräusche wenn sie bloß durch die Luft bewegt werden. Und am absurdesten ist sicher die dritte Episode, in der ein junger Pilot während eines Luftkampfes Kunststücke zeigt, auf die Tom Cruise neidisch wäre.
 
Die Actionszenen sind handwerklich passabel, aber nicht wirklich mitreißend gestaltet. Das Budget für die Animation war sicher nicht gering, aber doch überschaubar. Vor statischen Hintergründen bewegen sich die Figuren nicht immer flüssig. Die Mimik der Protagonisten ist nicht besonders ausdrucksstark und so bleibt ihr Spiel comic-haft (aber diese letzte Aussage trifft auch auf den ersten Film von 1987 zu).
 
Der Film enthält einige nette Ideen. Eine Szene mit einer Kämpferin unter einer Eisfläche und einem Predator darüber lässt den Film erahnen, den Trachtenberg mit etwas mehr Mühe, Zeit und Liebe zum Detail vielleicht geschaffen hätte. Aber am Ende fehlen dem Film eigene, originelle Ideen. Einfach nur mehr und größere „Yautja“ zu zeigen, ist ein bisschen wenig. Wenn diese dann auch noch nur mittelmäßig animiert wurden, wird das dem Franchise keine neuen Fans bescheren und alte Fans nicht begeistern.
 
20th Century Studios, wie fast jedes amerikanisches Filmstudio mittlerweile eine Tochtergesellschaft der Walt Disney Studios, tut gut daran, „Predator: Killer of Killers“ nicht im Kino, sondern gleich auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney+ laufen zu lassen. Auf einer großen Leinwand wären die Detailschwächen des Films noch augenfälliger erkennbar gewesen.
 
Die eher kostengünstige Optik und der Schluss des Films machen es offensichtlich: „Predator: Killer of Killers“ ist kein Film, also kein Spielfilm im herkömmlichen Sinne des Wortes. Genauso wie mit den vielen animierten „Star Wars“ und Marvel-Serien, schafft Disney auch hier wieder bloß kostengünstig Content für seinen Streamingdienst. Fans mögen sich darüber freuen. Und daher haben solche Produkte durchaus ihre Berechtigung. Aber das alles hat mit Film nur wenig und mit Kino rein gar nichts zu tun.
 
 
Fazit
 
Als eigenständiger Film taugt das animierte Spin-Off eines bald 40 Jahre alten live-action-Franchise nicht viel. Als Fanservice und Streaming-Content erfüllt es seinen Zweck. Besser als „Rambo: The Force of Freedom“ oder die Kinderserie rund um „The Toxic Avenger“ ist „Predator: Killer of Killers“ aber allemal.
 
 
Link zum Film >> dplus b
 
 

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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Dan Trachtenberg
  • Drehbuch: Micho Robert Rutare
  • Besetzung: Lindsay LaVanchy, Louis Ozawa Changchien