Spione Undercover - Kinostart: 25.12.2019

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Die Blue Sky Studios haben Filme wie die „Ice Age“-Reihe, „Robots“ ...
 
... und „Rio“ produziert. Nun versuchen sie sich an einer Agentenfilm-Parodie.
 
La Paloma, ohe
 
Lance Sterling ist der beste Spion der Welt. Das ist kein Wunder, wird die Figur im Original doch von Will Smith gesprochen, der noch nie auch nur erwogen hat, einmal eine andere als die coolste Rolle im Film zu übernehmen. Egal, … nachdem dieser Lance wieder einmal eine Mission im Alleingang und mit möglichst hohem Sach- und Personenschaden erfolgreich abgeschlossen hat, wird ihm der Diebstahl einer streng geheimen Superdrohne untergeschoben. Nun muss er die Drohne wiederbeschaffen, dem Schurken das Handwerk legen und sich vor seinem eigenen Geheimdienst verstecken. Hilfe sucht er bei dem genialen jungen Techniker Walter. Dabei gibt es aber zwei Probleme: Walter lehnt Gewalt ab. Und Superspion Lance wurde versehentlich in eine Taube verwandelt …
 
Will Smith hatte seinen Durchbruch als Kinostar mit „Bad Boys“ unter der Regie von Michael Bay. Und an einen Film von Michael Bay erinnert auch „Spione Undercover“. In den Filmen von Meister Bay kracht es dauernd irgendwo, ständig fliegt etwas durch die Luft. Die Actionsequenzen sind konfus und unübersichtlich und nach dem Motto „viel hilft viel“ gestaltet. Das bisschen Handlung soll nur von einer Krachbumm-Szene zur nächsten führen. Die Zeit dazwischen füllt man mit so vielen Gags als möglich. Auch bei den Pointen kommt es auf Quantität an, nicht auf Qualität. Denn Michael Bay weiß, wer viele Gags liefert, muss doch auch mal den einen oder anderen Lacher ernten.
 
Die beiden Erstlings-Regisseure Nick Bruno und Troy Quane haben ganz offenbar die „Michael-Bay-Schule-für-Filmemacher“ besucht. Bereits in der ersten Actionsequenz verliert man selbst als Erwachsener schnell den Überblick, wie viele Handlanger des Bösen der Held nun schlägt, tritt und in die Luft jagt. Eltern, die in den Weihnachtsferien mit ihren Kindern ins Kino gehen, werden gar nicht wissen, wie sehr sie den durchschnittlichen Grundschüler mit diesem Film überfordern. Nicht nur wegen der Action und der teilweise drastischen Bilder, sondern auch wegen der erwachsenen Themen, wie einem Komplott zur Ermordung aller Agenten des Geheimdienstes, ist dieser Film für Kinder unter 12 Jahren kaum geeignet.
 
 
Ältere Kinder und Erwachsene bekommen nicht nur jede Menge konfuse Action (während einer Jagd durch Venedig war mir komplett unklar, wie die Taube an einer bestimmten Stelle an den Datenträger gekommen sein mag), sondern auch noch jede Menge Humor. Die visuellen Gags sind nicht alle gelungen. Ein knochenloser Gangster sieht eher ekelhaft als witzig aus. Auf einige Details bezüglich der Ernährungsgewohnheiten von Tauben hätte man gerne verzichtet. Eine Taube tut sich auf dem Gebiet des Erbrechens besonders hervor. Auch hier wäre weniger mehr gewesen.
 
Dabei sind nicht alle Gags abstoßend. Die meisten sind halbwegs lustig, mehr aber auch nicht. Wie die Actionszenen erzeugen auch die vielen Gags nur eine Art Grundrauschen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen die einzelnen Pointen kaum jemals. Ich erinnere mich nur an eine Szene, in der Agent Lance feststellt, dass seine linke Hand geschrumpft ist und er sofort einen prüfenden Blick in seine Hose wirft. Ob man eine Familien-Komödie sehen muss, bei der einem diese Pointe als einzige im Gedächtnis bleibt, muss jeder selbst entscheiden.
 
 
When doves cry
 
Dabei hätte der Film durchaus Potential gehabt. Die wenigen Szenen in denen die Figur das Walter nicht nur ein schräger Nerd sein darf, zeigen uns, welchen Film andere Filmemacher daraus gemacht hätten. Aber leider hatten die beiden Regisseure an der Figur so wenig Interesse, dass wir nicht einmal erfahren, wie Walter seine Mutter verloren hat. So wirkt dann auch die Wandlung des Einzelgängers Lance zum Teamplayer wie ein nachträglicher Einfall.
 
Wie bereits erwähnt, wird Agent Lance im Original von Will Smith gesprochen. Es hätte sich also angeboten, für die deutsche Version Smiths Stammsprecher Jan Odle zu verpflichten. Warum diese Rolle an Steven Gätjen vergeben wurde, ist nicht nachvollziehbar. Gätjen ist hauptberuflich TV-Moderator und war bisher die deutsche Synchronstimme von Nebenfiguren in „Zoomania“ und „Ferdinand – Geht tierisch ab“. In der Hauptrolle des coolen Geheimagenten klingt er weniger cool als überfordert.
 
Gätjens Verpflichtung für diesen Film erinnert daran, wie man Samuel L. Jacksons Rolle des Frozone in der deutschen Version von Pixars „Die Unglaublichen“ von Kai Pflaume sprechen ließ. Man tritt sicher niemandem zu nahe, wenn man feststellt: Gätjen hat mit Will Smith ungefähr so viel gemein, wie Pflaume mit Samuel L. Jackson. Ich kann übrigens nur davor warnen, allzu lange darüber zu grübeln, was für Leute Entscheidungen wie diese treffen und welche Gehälter sie dafür beziehen. Ich habe es getan und schlafe seither kaum noch. Dafür schmeckt mir das Essen nicht mehr und meine Frau meint, ich solle sie nicht anschreien, sie könne ja schließlich auch nichts dafür.
 
 
Fazit
 
Diese Agentenfilm-Parodie bietet reichlich Humor und noch mehr Action. Leider sind nicht alle Gags lustig und die Action ist oft zu konfus um Spannung aufkommen zu lassen. Kleinere Kinder wird der Film überfordern, so wie der Synchronsprecher der Hauptfigur von seiner Aufgabe überfordert ist.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Nick Bruno
  • Drehbuch: Brad Copeland
  • Besetzung: Steven Gätjen, Jannik Schümann