Meg - Kinostart: 09.08.2018

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Megalodons waren prähistorische Riesenhaie, also eindeutig Fische.
 
Jon Turtletaubs neuer Film ist aber leider weder Fisch noch Fleisch.
 
„There’s something out there “
 
Jonas Taylor (Jason Statham) rettet mit seinem U-Boot gerade die Besatzung eines auf dem Grund des Ozeans leckgeschlagenen größeren U-Boots. Da werden beide U-Boote von etwas Großem angegriffen und Jonas kann zwei Mitglieder seines Teams nicht mehr retten. Fünf Jahre später taucht eine Gruppe von Wissenschaftlern unter das, was wir alle dummerweise lange Zeit für den Grund des Philippinengrabens gehalten haben. Dieser falsche Meeresgrund in über zehn Kilometern Tiefe ist nämlich bloß eine Schicht kalten Wassers, Darunter vermuten die Wissenschaftler bisher unbekannte Tierarten. Nachdem das Forschungs-U-Boot überraschenderweise wieder von etwas Großem angegriffen wird, muss Jonas überredet werden, auch diese Besatzung vom Meeresgrund zu retten …
 
Mit Dean Georgaris („Paycheck“) und den Brüdern Jon und Erich Hoeber (“Battleship”, „R.E.D.“) zeichnen gleich drei Autoren für das Drehbuch zu diesem Film verantwortlich. Anstelle einer Handlung haben sie sich aber entschieden eine Nummernrevue der schlimmsten Hollywoodklischees zu schreiben. Diese Klischees alle einzeln aufzuzählen würden den Rahmen dieser Rezension sprengen (dem Helden wird nicht geglaubt, er will die Exfrau trotzdem retten, das Kind ist schlauer als alle Erwachsenen, der Milliardär ist skrupellos, undsoweiterundsofort).
 
Eines meiner liebsten Filmklischees ist ja der Held, der in einer Krise genau das richtige getan hat, dafür diskreditiert wird, daran zerbricht und dann natürlich wieder zurückgerufen wird, um in exakt der gleichen Situation exakt das gleiche wieder zu tun. Das ist ein bisschen so, als hätte man mich letztes Jahr rausgeworfen, weil ich unseren Lesern erklärt habe, warum „Geostorm“* ein furchtbar schlechter Film war, worauf ich dann angefangen hätte, mich zu Tode zu saufen, nur damit mein Chef mich nun bekniet, unseren Lesern zu erklären, was an „Meg“ alles nicht stimmt. Für sowas hat doch im realen Leben niemand die Zeit. Und die ganze Sauferei ist doch sicher auch furchtbar ungesund.
 
„Just keep swimming“
 
Aber klischeehafte, unlogische Geschichten können durchaus auch unterhaltsam sein. Sonst hätten Filmemacher wie Quentin Tarantino und Shane Black doch keine Karrieren. Solche Geschichten müssen eben bloß gut erzählt werden. Das ist bei „Meg“ leider nicht der Fall. Wenn wir sehen, wie der Held sich wehrt, wieder zur Arbeit gerufen zu werden und er dann fünf Minuten später aus dem Hubschrauber steigt, ohne dass wir erfahren haben, wie man ihn denn nun überredet hat, dann ist das einfach schlampig geschrieben. Genauso, wie wenn wir eine Exfrau gezeigt bekommen, die dann eine über halbe Stunde nicht im Film zu sehen ist, nur um am Schluss wiederaufzutauchen und dann doch absolut nichts zur Handlung beizutragen.
 
Aber „Meg“ ist nicht bloß schlecht geschrieben. Der Film ist auch in fast jeder anderen Hinsicht leider einfach nicht gut gemacht. Die Inszenierung ist mittelmäßig. Vor allem visuell enttäuscht der Film. Ein Angriff eines Megalodons auf drei Fischerboote wird uns zum Beispiel nie gezeigt. Wir bekommen bloß auf dem Meer schwimmende Trümmer zu sehen.
 
Angeblich betrug das Budget 150 Millionen Dollar. Und im Abspann wird eine dreistellige Anzahl von Mitarbeitern für Spezialeffekte gelistet. Keine Ahnung, was diese mehr als hundert Leute mit all dem Geld angestellt haben. Ich hoffe, sie hatten eine gute Zeit während der Arbeit. Denn auf der Leinwand ist davon praktisch nichts zu sehen.
 
Die Effekte sind natürlich nicht ganz schlecht. Die Haie sehen nicht so unnatürlich aus, wie in „Sharknado“. Aber sie sehen auch nicht annähernd so realistisch aus, wie in „Deep Blue Sea“, einem Film der vor fast zwanzig Jahren entstanden ist. Die Effekte von „Meg“ wirken im Jahr 2018 einfach nicht mehr zeitgemäß. Da hilft es auch nichts, wenn man die Effektszenen meistens in fast völliger Dunkelheit spielen lässt. Das spart zwar der Software Arbeit, sieht aber öde aus.
 
 
„Es gibt immer einen noch größeren Fisch“
 
„Deep Blue Sea“ von 1999 bietet sich für weitere Vergleiche an. Dieser Film war damals auch lächerlich und hatte eine hanebüchene Story. Aber zusätzlich zu den besseren Effekten hatte er eine Besetzung aus halbwegs kompetenten Schauspielern und den großartigen Samuel L. Jackson in einer Nebenrolle. „Meg“ hat nichts Vergleichbares zu bieten.
 
Jason Statham kann in der richtigen Rolle cool rüberkommen („Crank“, „Transporter“). Aber er wird nie ein richtiger Schauspieler werden. Dazu ist es ihm viel zu wichtig, cool rüberzukommen. Das wird vor allem in einer Szene deutlich, in der er ein Säufer spielen soll und dauernd darüber reden muss, nun ein Säufer zu sein, weil das Publikum es sonst nicht gemerkt hätte.
 
Rainn Wilson („The Office“) spielt eine Rolle für die er einfach viel zu gut ist. Andererseits wäre fast jeder Schauspieler zu gut für diese Rolle.
 
Der Neuseeländer Cliff Curtis („Sunshine“, „Training Day”) hätte seit zwanzig Jahren verdient, dass man sich mal an seinen Namen und nicht nur an sein Gesicht erinnert. Mit diesem Film wird er das nicht schaffen.
 
Bingbing Li („Transformers 4“) und Jessica McNamee (“Battle of the Sexes”) sind vielleicht durchaus kompetente Schauspielerinnen. Ihre Mitwirkung in „Meg“ lässt uns nichts dergleichen erkennen.
 
Warum Ruby Rose („Pitch Perfect 3“) in diesem Film mitwirkt ist unklar. Der Verdacht, sie könnte eine kompetente Schauspielerin sein, wird nie aufkommen.
 
Die zehnjährige Shuya Sophia Cai kann ja nun sicher nichts dafür, das nervtötende Kind in einem misslungenen Film spielen zu müssen. Das arme Mädchen weiß es ja nicht besser. Mit ihren Erziehungsberechtigten sollte man aber mal ein ernstes Wort reden.
 
 
Fazit
 
„Meg“ ist nicht spannend, wie „Der weiße Hai“. Der Film ist auch nicht abgedreht, wie „Deep Blue Sea“. Er ist noch nicht mal auf unterhaltsame Weise schlecht, wie „Sharknado“. „Meg“ ist weder Fisch noch Fleisch und damit einfach langweilig.
 
 
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Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Jon Turteltaub
  • Drehbuch: Dean Georgaris
  • Besetzung: Jason Statham, Li Bingbing