Zwischen Zwei Leben

Artikel bewerten
(26 Stimmen)
Nach einem Flugzeugabsturz in den Rocky Mountains kämpfen Kate Winslet und Idris Elba ...
 
... gegen die Natur, eine ungeschickte Regie und ein mittelmäßiges Drehbuch. Leider gewinnen sie nur einen dieser Kämpfe.
 
Das alte Lied der Berge
 
Fotojournalistin Alex (Kate Winslet) muss dringend zu ihrer Hochzeit. Neurochirurg Ben (Idris Elba) muss dringend zu einer Operation. Aber der Flug wird wegen Schlechtwetters abgesagt. Nur verständlich, wenn die beiden sich von Beau Bridges mit einer zweimotorigen Cessna über die Berge fliegen lassen. Immerhin ist der Mann gerade mal gute 75 Jahre alt und außerdem ist sein Copilot ein Golden Retriever.
 
Ernsthaft; wenn Linienflüge wegen schlechten Wetters abgesagt wurden, war es dann jemals eine gute Idee, ein kleines Flugzeug zu chartern? Der Absturz ist noch recht realistisch und effektvoll inszeniert. Aber als Ben nach dem Crash auf der falschen Seite von Alex aufwacht, merkt man dem Film zum ersten Mal eine gewisse Schlampigkeit an. Daran ändert sich in den nächsten mehr als 100 Minuten leider nicht mehr viel. Wir sehen teilweise wunderschöne Panoramaaufnahmen. Diese wirken aber wahllos eingefügt. In einer Szene steht Ben vor dem Wrack des Flugzeugs und die Kamera schwenkt nach links unten. Dort ist aber nichts und dann folgt auch schon ohne Übergang die nächste Szene. In einer anderen Szene steht der Held links im Bild vor einem Fenster.
 
Es folgt ein schneller Schnitt und er tritt rechts im Bild durch eine Tür auf der anderen Seite des Raumes. In einer Liebesszene und dann nochmal bei einem Abschied bekommen wir in rascher Folge kurze Ausschnitte aus früheren Szenen gezeigt. Das soll wohl die Emotionen der Hauptfiguren vermitteln. Es gibt Regisseure die solche Tricks draufhaben. Hany Abu-Assad gehört nicht zu diesen Regisseuren.
 
Auch das Drehbuch wirkt einfach ein wenig nachlässig geschrieben. Die Geschichte von Bens Frau wird erst viel zu lang aufgebaut, um dann ungeschickt aufgelöst zu werden. Während einer Expedition stürzt Ben vor allem deshalb fast in eine Schlucht, weil er sich extrem sorglos über verschneite Hänge bewegt. Eine weitere schwere Krise wäre vermeidbar gewesen, wenn man nicht auf einer Eisfläche gerastet hätte. Während der ersten Hälfte des Filmes tauschen die beiden Überlebenden vor allem Schuldzuweisungen aus. Wenn sie sich dann mittendrin ineinander verlieben, kann das wirklich nur daran liegen, dass sie die einzigen beiden Menschen auf dem Berg sind. Während der Schlusssequenz stellen die beiden Hauptfiguren sich dann einfach nur noch dumm an.
 
Die Dialoge hätten dringend überarbeitet werden müssen. Wer seine Stars Sätze sagen lässt, wie „Das Herz ist nur ein Muskel.“ oder „Du hast mir ein neues Leben geschenkt.“, macht ihnen die Arbeit nicht eben leichter.
 
 
Bergvagabunden sind wir
 
Kate Winslet ist gerade in romantischen Dramen eine der besten Darstellerinnen unserer Zeit. Sie hat uns in „Vergiss mein nicht!“ gezeigt wie der menschliche Geist und die Liebe funktionieren. Sie hat es in „Der Vorleser“ geschafft, Sympathie und Verständnis für eine KZ-Aufseherin zu wecken. Und in dem ewiglangen Film mit dem Schiff haben wir mit ihr geweint, als zu wenig Platz auf der Tür war. Es kann also kaum ihre Schuld sein, wenn ihre Figur in diesem Film nie richtig sympathisch wird.
 
Idris Elba kann in Filmen großartig wirken. In „Pacific Rim“ wirkte er selbst im Anzug martialischer als jeder Kampfroboter. Als romantischen Liebhaber haben wir ihn bisher nicht gesehen. Nach „Der Dunkle Turm“ muss er hier zum zweiten Mal eine Rolle spielen, bei der die Drehbuchautoren sich leider nicht genug Mühe gegeben haben.
 
Hat Dermot Mulroney jemals eine Figur gespielt, die kein Armleuchter war? „Young Guns“ ist nun bald 30 Jahre her. Nach „About Schmidt“, „Frau mit Hund sucht Mann mit Herz“, „The Grey“ und vielen anderen Filmen muss er nun einen Mann spielen, bei dem man sich fragen muss, warum Kate Winslet ihn jemals heiraten wollte.
 
Der namenlose Hund wird von zwei Golden Retrievern namens Raleigh und Austin gespielt. Sie zeigen die ausgewogenste Leistung des ganzen Filmes.
 
 
Fazit
 
Zwischen zwei Leben stecken hier jede Menge Berge. Aber leider kein besonders interessanter Film.
 
 
Unterstütze CinePreview.DE:
                                                                                                                                        
 
 

Ähnliche Kritiken

Die irre Heldentour des Billy Lynn
Die irre Heldentour des Billy Lynn Für seinen neuen Film hat Ang Lee sich einen anspruchsvollen Stoff ausgesucht. Den Roman von Ben Fountain, ...   ... der auf fast schon surreale Art und Weise, davon erzählt, wie Helden in den USA gefeiert, aber auch schnell wieder vergessen – oder aber a...
Gold
Gold 1988. Vor einigen Jahren hat die Washoe Mining Corporation aus Reno noch erfolgreich Bodenschätze ausgebeutet ...   ... und Kenny Wells (Matthew McConaughey) war ein eifriger Jungunternehmer. Jetzt ist die Firma, die sein Großvater gegründet und sein Vate...
Nur eine Frau - Kinostart: 09.05.2019
Nur eine Frau - Kinostart: 09.05.2019 Das Phänomen „Ehrenmord“ mag uns fremd und abstrakt erscheinen.   Der neue Film von Sherry Hormann schafft es, uns damit vertraut zu machen.   Ich war ein Ehrenmord   Am 07.02.2005 wurde Hatun Sürücü, genannt Aynur, von ihrem...
Assassination Nation - Kinostart: 15.11.2018
Assassination Nation - Kinostart: 15.11.2018 Regisseur und Autor Sam Levinson hat für seinen zweiten Spielfilm einfach ...   ... Arthur Millers „Hexenjagd“, „American Beauty“, „The Perks of Being a Wallflower“, „The Purge“ und „Sucker Punch“ in einen ...

Weitere Informationen

  • Autor:in: Walter Hummer
  • Regie: Hany Abu-Assad
  • Drehbuch: Chris Weitz
  • Besetzung: Kate Winslet, Idris Elba